Wie soll man da Ostern feiern?

Ist Ihnen in den letzten Wochen auch die Lust am Osterfest vergangen? Genau dann, wenn das Christentum seine Geburt feiert, müssen wir alleine bleiben. Wir können diese Festlichkeiten nicht gebührend begehen. Wir kommen nicht zur Osterfeier in der Kirche zusammen und gedenken der Passionszeit. Es gibt aber auch in Zeiten des Coronavirus viele Gründe, Ostern zu feiern – gemeinsam im Geiste quasi.

 

An Palmsonntag feiern wir den Einzug Jesu in Jerusalem. Freude herrscht, Palmzweige werden geschwungen, die Menschen legen ihm Kleidungsstücke auf den Weg, damit er wie auf Teppiche gebettet durch die Stadt ziehen kann. Es ist ein wahres Fest, gefolgt von dunklen Tagen. In Vorbereitung auf die schwere Zeit finden Fusswaschung und Abendmahl statt. Es ist die Zeit der Reinigung, Jesu sagt seinen Jüngern «Tut dies zu meinem Gedächtnis». Darauf folgt der Leidensweg mit der Kreuzigung, die zum Tod von Jesus führt. An Ostern aber hat er diesen überwunden, er ist auferstanden und hat uns gezeigt, dass nach dem Dunkel das Licht folgt, dass es also nach dem Tod wieder Leben gibt. Das ist kurz gesagt die Osterzeit, wirklich nur ganz grob geschildert, ohne theologischen Tiefgang.

 

Was hat die Osterzeit mit der schwierigen Zeit zu tun, in der wir uns derzeit aufgrund des Coronavirus befinden? An Ostern sollte uns bewusst werden, dass wir alle den (Leidens-)Weg des Lebens gehen müssen, um Erlösung zu erfahren. In die heutige Zeit übersetzt heisst das grob gesagt: Gemeinsam sind wir stark, auch wenn wir uns einstweilen alleine fühlen. Wenn wir zusammen an einem Strick ziehen und uns gegenseitig helfen, stärken wir unsere Gemeinschaft langfristig. Indem wir den Schwächsten helfen, schützen wir diese auch. Die Schwächsten müssen sich aber auch bewusst sein, dass sie uns im Moment nur helfen können, wenn sie sich nicht den Gefahren einer Ansteckung aussetzen und so die dringend benötigen Intensivpflegeplätze in den Krankenhäusern für die vielen zu erwartenden Ernstfälle freihalten. Mit aktiv gelebter Solidarität sorgen wir dafür, dass Jung und Alt genauso wichtig sind für die Gesellschaft und wir gemeinsam die Krise bewältigen.

 

Die vorösterliche Zeit der Besinnung erlaubt es dieses Jahr gezwungenermassen, dass wir uns im kleinen Kreis oder ganz allein die Zeit nehmen, die wir dafür benötigen. Der Coronavirus hat uns nämlich viele Fragen über Sinn und Unsinn gewisser Gesellschaftsthemen offenbart. Jetzt haben wir die Zeit, um uns diesen Fragen zu stellen und unsere Lebensweise zu hinterfragen. Wir haben aber auch oder gerade jetzt Zeit, um unsere Beziehung zu Gott eingehender zu beleuchten. Was gibt uns Gott? Was hat er uns gelehrt? Welche Bedeutung hat der Grundstein des Christentums in unserer modernen Welt? Die Antworten darauf kann nur jeder selber finden, das Osterfest gibt uns jedoch viele Gedanken und Hinweise mit auf den Weg. Und insbesondere zeigt die Passionszeit auf, dass nach jedem Sturm die Sonne scheint– lasst uns darum beten, dass auch hier in Schüpfen die Sonne uns erwärmt und uns die Zuversicht auf bessere Zeiten geschenkt wird.

 

Frohe Ostern wünscht Ihnen Niels Stokholm